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Archiv 2007

Die wahre Meisterschaft erwächst nicht allein aus
der sicheren Beherrschung des Handwerklichen.
Meister ist, wer von Meistern und Schülern
als solcher erkannt und geachtet wird!

(Rolf Brand)


Meister Rolf Brand wurde im Jahr 1932 geboren und studiert seit 53 Jahren ostasiatische Kampf- und Verteidigungssportarten. Auf dem Weg des Aiki befindet er sich seit über 40 Jahren. Er ist Träger des 3. Dan Judo, des 3. Ehren-Dan Taekwondo und des 8. Dan Aikido, der ihm am 16. Oktober 2004 auf einstimmigen Beschluss der 3. Hauptversammlung der Aikido-Union Deutschland e.V. verliehen wurde. Seit 15 Jahren praktiziert Rolf auch die Hand- und Waffenformen des Tai Chi Chuan im Yang-Stil. Seine fundierten Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt er zahlreichen Schülerinnen und Schülern im Aikido-Club Lübeck e.V. und im Hochschulsport der Hansestadt Lübeck.

Der Weg dieses idealistischen Budoka war von Anfang an mit der Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben verbunden, die immer organisatorische, administrative und technische Funktionsbereiche umfassten. Neben der Unterrichtung von Übungsgruppen auf Vereinsebene leitete er im Aikido zahlreiche Lehrgänge auf Landes- und Bundesebene sowie in europäischen Fachverbänden. Durch seine ehrenamtlichen Aktivitäten, die methodisch-didaktisch perfekt durchgeführten Unterrichte und seine exzellenten technischen Fertigkeiten hat er zahllose Budoka auf ihrem Weg begeistert und in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert. Nachfolgend möchte ich einige Stationen hervorheben, die nach meiner Auffassung für die Entwicklung des Budo, aber auch des Aikido in unserem Lande sowie auf europäischer Ebene wichtig und nützlich waren.

Auf Wunsch seines Mentors und Freundes Max Depke, der den Deutschen Judo-Bund e.V. (DJB) langjährig und erfolgreich als Präsident geführt hat, übernahm Rolf Anfang 1965 als "Sachbearbeiter für Budo-Praktiken" zunächst den Aufbau der Sektion Karate. Damit folgte der DJB einer Bitte des Deutschen Sportbundes, der das Karate und später auch andere Budo-Disziplinen in den DJB integrieren wollte, um eine Aufnahme weiterer Budo-Fachverbände und die damit verbundene Anerkennung der von ihnen betreuten Sportarten zu vermeiden. 1965 wurde Rolf von den Karate-Vereinsleitern zum "Sachbearbeiter für Karate und Vorsitzenden der Karate-Kommission im DJB" gewählt. Er vertrat das Karate von 1966 bis 1972 auch als Vizepräsident der Europäischen Karate-Union und von 1969 bis 1972 als Vizepräsident des Karate Weltverbandes.

Als 3. Dan Judo nahm Rolf im Jahre 1965 in Dortmund-Marten an einem Lehrgang für Bundeskampfrichter teil. Der dort eingesetzte Lehrer Yoshimasa Kimura stellte in einer Pause einige Techniken des Aikido vor. Die anwesenden hochrangigen Judo-Dane und Funktionsträger waren begeistert und schlugen vor, diesen Weg in den DJB zu integrieren und zu fördern. In Verfolgung dieses Zieles gründete Rolf im Jahre 1966 die Sektion Aikido im DJB und wurde von den Aikido-Vereinsleitern zum "Sachbearbeiter für Aikido und Vorsitzenden der Aikido-Kommission im DJB" gewählt. Als "Referent für Budo-Sportarten im DJB" vertrat er neben dem Karate und Aikido bis zu ihrer Anerkennung als eigenständige Sektionen auch das Kendo, Taekwondo und Ju-Jutsu im Präsidium des DJB und hatte wesentlichen Anteil an ihrer erfolgreichen Entwicklung.

Parallel zum Judo und Karate konzentrierte sich Rolf unter der Anleitung seines ersten Lehrers, Gerd Wischnewski, 3. Dan Aikido, 2. Dan Judo, 2. Dan Kendo und 1. Dan Karate, auf das Studium der Lehren und Techniken des Aikido.

1966 gründete und unterrichtete Rolf im Lübecker Judo-Club e.V. eine der ersten Aikido-Gemeinschaften in Deutschland. Mit der anschließenden Gründung der Sektion Aikido im Judo-Verband Schleswig-Holstein e.V., die er bis 1977 als Sachbearbeiter leitete, schuf Rolf die organisatorische Grundlage zur Verbreitung des Aikido in diesem Bundesland. Andere Judo-Landesverbände folgten dem Beispiel durch die Übernahme der Organisationsstruktur und die Berufung von Landessachbearbeitern für Aikido.

Gemeinsam mit seinem Partner und Freund Jürgen Wedding stellte sich Rolf am 22. März 1969 im Bundesleistungszentrum Herzogenhorn der aus den Meistern Yves Cauhépé (4. Dan Aikido), Gerd Wischnewski (3. Dan Aikido) und Ernst Lees (2. Dan Aikido) bestehenden Prüfungskommission. Beide Aikidoka wurden nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung auf den 1. Dan Aikido graduiert.

Im Jahre 1971 trat Gerd Wischnewski aus gesundheitlichen Gründen als Bundestrainer für Aikido zurück. Die damals 11 Aikido-Dane der Sektion Aikido des DJB wählten Rolf, der kurz zuvor die Prüfung auf den 2. Dan Aikido bestanden hatte, einstimmig zum neuen Aikido-Bundestrainer des DJB.

In der Überzeugung, dass eine positive Entwicklung der Aikido-Vereine und -Verbände den eigenen technischen Fortschritt voraussetzt, suchte Rolf nach Lehrern, die das von O Sensei Morihei Ueshiba geschaffene Aikido repräsentierten und unterrichteten. In Yves Cauhépé, damals 4. Dan Aikido, und André Nocquet, damals 6. Dan Aikido und unmittelbarer Schüler des Aikido-Begründers, fand er diese Meister. Dadurch waren die Voraussetzungen für sein intensives Studium des klassischen Aikido gegeben. Die selbstlose Weitergabe der bei vielen Exkursionen und Lehrgängen im In- und Ausland gewonnenen Erkenntnisse, stellten die positive technische Entwicklung der von ihm geförderten Aikido-Vereine und -Verbände sicher.

Daneben hat Rolf aber auch andere Spuren hinterlassen, die sicher noch lange Bestand haben:

Als Bundesvorsitzender der Sektion Aikido des DJB, die er von 1966 bis 1977 organisatorisch leitete und technisch prägte, hat er ein umfassendes Regelwerk - Sammlung aller das Aikido betreffenden Ordnungen - geschaffen und in der Folgezeit unter Berücksichtigung gesammelten Erfahrungen fortentwickelt. Es ist neben den Mustersatzungen bis zum heutigen Tage eine Grundlage für die Aufbau- und Ablauforganisation vieler Aikido-Verbände und -Vereine.

1971 wurde auf Initiative von Rolf in Köln die Gründung der Europäischen Aikido-Union (UEA) beschlossen. Die Delegierten wählten André Nocquet zum Präsidenten und Technischen Direktor. Rolf entwickelte als Generalsekretär die Statuten des Verbandes und als 1. Vizepräsident später auch die "Verfahrens- und Prüfungsordnungen für Dan-Grade der UEA". Nach seinem 1980 erfolgten Rücktritt kehrte sich die bis dahin gute Entwicklung um. Letztlich zerbrach dieser demokratisch strukturierte europäische Verband an den egoistischen Zielen einzelner Funktionsträger und den damit verbundenen Umorientierungen ihrer Verbände.

Unter dem Namen "aikido aktuell" erschien im Oktober 1975 die erste Ausgabe des von Rolf initiierten "Informationsheftes für Aikido in Deutschland". Die in ehrenamtlicher Arbeit erstellte und vierteljährlich erscheinende Broschüre förderte das Selbstverständnis und den Zusammenhalt der Sektion Aikido im DJB ebenso wie die Verbreitung der geistigen und technischen Inhalte des Aikido. Das Informationsheft "aikido aktuell" wurde nach Gründung des Deutschen Aikido-Bundes e.V. (DAB) als Verbandsorgan übernommen.

Bedingt durch personelle Wechsel im Präsidium des DJB verlor das Aikido seine Förderer - die Präsidenten Max Depke und nachfolgend Robert Vetter - und geriet als Minderheit in organisatorischer und finanzieller Hinsicht zunehmend unter Druck. Da die vitalen Probleme auf dem Verhandlungswege nicht gelöst werden konnten, betrieb Rolf die Lösung der Aikidoka vom DJB und gründete mit der ihm eigenen Konsequenz am 10. April 1977 anlässlich eines von Meister André Nocquet geleiteten Internationalen Osterlehrganges in Bad Bramstedt den Deutschen Aikido-Bund e.V. (DAB). Die Delegierten der Gründungsversammlung wählten ihn einstimmig zum Präsidenten und Bundestrainer.

Bei dem am folgenden Tage durchgeführten Kongress der Europäischen Aikido-Union (UEA) wurde der DAB als offizieller Nachfolger der Sektion Aikido des DJB anerkannt und in die UEA aufgenommen. Die schnelle und erfolgreiche Umsetzung der in einer Hauptversammlung des DJB angekündigten Verbandsgründung irritierte die Verantwortlichen des DJB offensichtlich so sehr, dass sie dem DAB rechtliche Konsequenzen androhten. Nach einer belehrenden Einflussnahme durch Meister André Nocquet, der die Gründung des DAB mit seiner Autorität unterstützt hat, unterblieben sie jedoch.

1978 folgte Rolf einer Einladung der "Vereinigung für Orientforschung der SR Rumänien" und leitete in Begleitung von Franz Hommen, 1. Dan Aikido, an der Universität zu Bukarest den ersten 8-tägigen Aikido-Lehrgang für Dozenten und Studenten der Abteilung "Budo-Forschung". Das praktische Training wurde durch theoretische Unterrichte und eine öffentliche Werbeveranstaltung mit anschließendem Vortrag ergänzt, die von ca. 500 Personen besucht und vom staatlichen Fernsehen dokumentiert wurde. Diesem Lehrgang folgten weitere Begegnungen, die dazu führten, dass eine staatlich anerkannte Rumänische Aikido-Union gegründet wurde, die der UEA angeschlossen war.

Der nach Konsolidierung des DAB im Jahre 1978 gestellte Antrag um Aufnahme in den Deutschen Sportbund (DSB) wurde aus formellen Gründen sowie mit der Maßgabe zurückgestellt, dass das Ergebnis eines Gutachtens über die Eigenständigkeit der Budo-Sportarten abgewartet werden müsse. Außerdem wurde der DAB aufgefordert, mit der Sektion Aikido des DJB, dem Aikikai Deutschland e.V. und dem Verband für waffenlose Selbstverteidigung e.V. eine Lösung zwecks gemeinsamer Vertretung im DSB anzustreben.

Nach der im Jahre 1980 erfolgten Gründung des "Dachverbandes deutscher Aikido-Verbände e.V. (DDAV)", traten Probleme auf, weil in der Gründungsversammlung und den folgenden zwei Hauptversammlungen nur der DAB die Zahl seiner Mitglieder belegen konnte. Dadurch war die nach der Satzung vorgeschriebene Feststellung der Stimmenverteilung nicht möglich. Der DAB gab zu Protokoll, dass er bei der dritten Hauptversammlung auf die Durchsetzung dieser Satzungsvorschrift bestehen müsste. Daraufhin kündigten die Sektion Aikido des DJB und der Aikikai Deutschland e.V. ihre Mitgliedschaft im DDAV. In diesem Zusammenhang traten auch die diesen Verbänden angehörenden Vorstandsmitglieder zurück. Das zuständige Registergericht bestellte Rolf im Jahre 1981 zum Notvorstand des DDAV. Da eine Belebung nicht mehr möglich war, löste er den DDAV im Jahre 1982 satzungsgemäß auf.

Das Institut für Sportwissenschaften bestätigte Mitte 1979, dass das Aikido als "eigenständige" Sportart anzusehen ist.

Da die weiteren Bemühungen um Aufnahme in den DSB erfolglos blieben, reichte der DAB 1982 vor dem Landgericht Frankfurt die Klage gegen den Deutschen Sportbund e.V. ein. 1984 verurteilte das Gericht den DSB zur Aufnahme des DAB als Mitglied in der Gruppe "Sportverbände mit besonderer Aufgabenstellung". Gegen dieses Urteil legte der DSB jedoch Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt ein, dass das Urteil des LG Frankfurt 1985 bestätigte. Der DSB legte auch dagegen Revision vor dem Bundesgerichtshof ein. Nachdem der BGH am Ende 1985 in dem vom DAB unterstützten Rechtsstreit des Aikido-Verbandes Niedersachsen e.V. gegen den Landessportbund Niedersachsen e.V. ein "Grundsatzurteil zum Aufnahmezwang von Monopolverbänden" erlassen hatte, zog der DSB die Revision zurück.

Mit der danach erfolgten Aufnahme des DAB als Mitglied des DSB wurde das Aikido aus fachfremden Abhängigkeiten befreit und von der höchsten Sportorganisation in Deutschland als eigenständige Sportart anerkannt. Die Aufnahme der Aikido-Landesverbände in die zuständigen Landessportverbände/Landessportbünde erfolgte danach zügig. Dies war einer der größten Erfolge von Rolf in seiner Eigenschaft als Präsident des DAB.

In der Zeit seiner Präsidentschaft vom 10. April 1977 bis zum 11. September 1999 vergrößerte sich die Zahl der Aikidoka von ca. 1.300 auf 8.065 und die Zahl der Mitgliedsvereine des DAB von 21 auf 170.

Die Aus- und Fortbildung der Aikido-Dane und -Übungsleiter war für Rolf eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung ihrer persönlichen und fachlichen Autorität. Die Förderung dieser Zielgruppen war ihm daher ein besonderes Anliegen. Sicher erinnern sich viele Aikidoka gern an die von ihm unter methodisch-didaktischen und technischen Aspekten immer auf hohem Niveau geleiteten Lehrgänge und Unterrichte.

Rolf förderte seine unzähligen Aikido-Schülerinnen und Schüler persönlich und technisch auch durch die von ihm geschaffenen Aiki-no-Kata (3. und 4. Form), die Entwicklung der freien Verkettungen sowie die Fortschreibung der Prüfungsordnungen für Kyu- und Dan-grade. Durch sein in ca. 100.000 Exemplaren verkauftes Buch "Aikido - Lehren und Techniken des harmonischen Weges" sowie viele Artikel und Lehrbriefe zum Wesen des Aikido und seinen Prinzipien hat er die Verbreitung und den Bekanntheitsgrad des "Weges zur Harmonisierung der geistigen Energie" wesentlich gefördert.

Der verdiente Meister, André Nocquet, 8. Dan Aikido, hat seinem Schüler Rolf Brand am 6. November 1987 auf Vorschlag des DAB in Würdigung seiner Verdienste und Leistungen den 6. Dan Aikido verliehen. Dabei übergab er ihm den rot-weißen Gürtel mit folgender Ermahnung: "Die roten Anteile symbolisieren das "Feuer des Herzens", mit dem sich der Träger für die Verbreitung des Aikido einsetzen soll. Die weißen Anteile sollen ihn daran erinnern, dass er gleichzeitig ein Schüler des Weges (Do) ist!." Für die langjährigen Weggefährten besteht kein Zweifel daran, dass Rolf diese Ermahnung immer ernst genommen und auch vorgelebt hat.

Mit der 1995 vom DAB vorgenommenen Graduierung auf den 7. Dan-Aikido wurde Rolf als Kyoshi neben seinen Lehraufgaben verpflichtet, die Traditionen des Budo sowie die geistigen und erzieherischen Inhalte des vom Begründer O Sensei Morihei Ueshiba vorgegebenen Aikido-Lehrsystems zu bewahren und ggf. zu verteidigen.

In einer Zeit der sich stetig wandelnden Werte und Einstellungen, die auch viele Aikido-Gemeinschaften und ihre Repräsentanten erfasst und ihre Entscheidungen beeinflusst hat, wurde die Erfüllung der freiwillig übernommenen und ernsthaft verfolgten Pflichten immer schwieriger.

Nach der 22-jährigen und sehr erfolgreichen Tätigkeit trat Rolf im Jahre 1999 nach Vorankündigung als Präsident des DAB zurück und wurde von den Delegierten der Bundesversammlung zum Ehrenpräsidenten des DAB gewählt. Die nach seinem Rücktritt erfolgten personellen Veränderungen im Präsidium des DAB führten jedoch schon bald zu verbandspolitischen Entscheidungen, die im Widerspruch zu Grundsätzen des Budo und erklärten Aikido-Prinzipien standen. Nachdem alle Versuche einer Änderung erfolglos blieben, trat Rolf Anfang 2001 aus Protest als Ehrenpräsident, Mitglied der Technischen Kommission und Bundestrainer zurück und verließ den DAB.

Auf Wunsch seiner treuen Weggefährten und mit Unterstützung seines besten Freundes, Erhard Altenbrandt, 8. Dan Aikido, gründete er 2002 die Aikido-Union Deutschland e.V. (AUD). Als Ausfluss seiner Erfahrungen bat Rolf in der Gründungsversammlung darum, ihm keine Funktionen und Ehrungen mehr anzutragen. So wurde er mit seiner Zustimmung lediglich als Mitglied in die Technische Kommission der AUD berufen.

Durch die Gründung der Aikido-Union Schleswig-Holstein e.V. und des Aikido-Dachverbandes Schleswig-Holstein e.V. hat Rolf nach dem Scheitern des Dachverbandes deutscher Aikido-Verbände e.V. (DDAV) auf Landesebene noch einmal die organisatorischen Voraussetzungen zur gemeinsamen Vertretung aller Aikidoka geschaffen. Dieses Ziel kann nach der 2006 erfolgten Änderung der Satzung des Landessportbundes Schleswig-Holstein e.V. bis 2008 erreicht werden, wenn die Vertreter der unterschiedlichen Stilrichtungen (Ryu) dies wollen.

Zusammenfassend stelle ich fest, dass Rolf die Entwicklung des Budo von 1956 bis heute in vielen ämtern auf Internationaler-, Bundes-, Landes- und Vereins-Ebene maßgeblich gefördert hat. Für seine ehrenamtliche und gemeinnützige Arbeit wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Weitere Einzelheiten können dem diesen Text anhängenden sportlichen Lebenslauf entnommen werden.

Besonders hervorzuheben ist, dass Meister Rolf Brand es immer verstand, nicht nur die Verbreitung des Aikido mit großem Eifer zu verfolgen, sondern auch viele Menschen für diesen schönen, wenn auch manchmal steinigen Weg zu begeistern. Nach seinem Motto "Wenn du einen guten Lehrer willst, dann wähle keinen bequemen!" forderte Rolf von seinen Schülern viel. Zum Dank stand er ihnen stets als aufrichtiger und sehr warmherziger Wegmeister und Begleiter zur Seite und half in allen Lebenslagen. Er förderte ihre Entwicklung und sprach ihnen Mut zu, sich auch den schwierigen Aufgaben zu stellen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Rolf konfrontierte seine Wegschüler aber auch mit ihren Schwächen und gab ihnen und sich selbst so die Chance, aus entstehenden Konflikten zu lernen und - soweit möglich - konstruktive Lösungen zu finden, die beiden Seiten gerecht wurden.

Als Budo-Pionier hat Rolf dem Aikido 42 Jahre seines Lebens gewidmet. Er konnte auf seinem Weg immer wieder innehalten und aus einer sicheren Mitte heraus in die Ferne schauen. Rolf verkörpert in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft einen Pol der Rückbesinnung und harmonischen Ruhe.

Im Frühjahr 2006 hat Rolf angekündigt, dass er seinen Weg des Aiki anlässlich der im Februar 2007 geplanten 13. Hauptversammlung des Aikido-Clubs Lübeck e.V. und darauf folgenden 75. Geburtstages beendet. Danach zog er sich sukzessiv aus den Funktionen auf Landes- und Bundesebene zurück. Als ich am Ende einer kürzlich erfolgten Begegnung feststellte, dass mit mir viele Aikidoka sein Ausscheiden sehr bedauern, stellte er fest: "Jeder Weg hat einen Anfang und ein Ende! Meinen rot-weissen Gürtel gebe ich als Symbol des Dankes an meine aufrichtigen Meister-Schüler weiter. Damit verbinde ich die Hoffnung, dass sie das von O Sensei Morihei Ueshiba geschaffene Aikido im Sinne meiner langjährigen Bemühungen weiter fördern und verbreiten".

Die AUD und ihre Mitglieder bedauern die zwischenzeitlich vollzogene Entscheidung sehr, da sie mit Rolf ihren kompetentesten Lehrer mit dem größten Charisma verliert. Diese Lücke wird auf unabsehbare Zeit nicht gefüllt werden können. Gleichwohl haben sie Verständnis für die Entscheidung und danken Meister Rolf Brand besonders auch für die intensive und fachkundige Unterstützung auf der organisatorisch-administrativer Ebene, die vielen lehrreichen Aikido-Unterrichtsstunden und für alle weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten (z. B. als Prüfer für Kyu- und Dan-Grade), die er stets gewissenhaft, neutral und engagiert ausgeführt hat.

In seiner Arbeit hat Rolf großen Wert auf die Förderung der Gemeinnützigkeit sowie auf demokratische Verbandsstrukturen und ehrenamtlich tätige Funktionsträger gelegt. Er sah darin eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Verbreitung des Aikido. Da er diese Ziele immer geradlinig und unter Zurückstellung persönlicher Interessen auch konsequent verfolgt hat, konnte die Kritik insbesondere professioneller oder dem Zeitgeist zugewandter Aikido-Dane und ihrer Anhänger nicht ausbleiben. Aber auch sie werden zugeben müssen, dass die von Rolf Brand verfolgte "klare und wahre Linie" nicht nur für die von ihm geförderten Verbände nützlich war, sondern auch zur Entwicklung verschiedener Stilrichtungen (Ryu) beigetragen hat. Dadurch wurde die Verbreitung des Aikido in Deutschland insgesamt gefördert.

Die großen Verdienste von Rolf wurden im Jahre 2004 von der AUD durch die Verleihung des 8. Dan Aikido gewürdigt. Dieser Kyoshi ist und bleibt ein leuchtendes Vorbild für alle Aikidoka. Ich danke Meister Rolf Brand für seine Bereitschaft zur Beantwortung der nach meiner Auffassung wichtigen Fragen zu einigen Stationen seines Wirkens. Im Namen der AUD und persönlich wünsche ich Meister Rolf Brand für die Zukunft alles Gute, beste Gesundheit und noch viel Energie zur Verwirklichung seiner Träume.

Dr. Stephan Gronostay
Präsident der Aikido-Union Deutschland e.V.