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Archiv 2009

"Wenn Stephan in den Norden kommt, wird's heiß", scherzte Lehrgangsleiter Detlef Voß. Das war durchaus doppeldeutig gemeint: einerseits das Wetter, andererseits die schweißtreibende Arbeit an Aikido-Techniken betreffend, die von Dr. Stephan Gronostay, 5. Dan, als Lehrer zu erwarten war.

Zwar wurden die Rekordtemperaturen des Bundeslehrgangs mit Stephan in 2005 nicht erreicht, aber für den Monat Mai war es schon ein Sommerwochenende. Der Aikido-Club Lübeck hatte sehr gastfreundlich die luftige Grönau-Halle südlich der Hansestadt vorbereitet. Die außerordentlich schöne Kamiza fesselte die Blicke aller 27 Teilnehmer. Aber bald hatten wir nur noch Augen für die anspruchsvollen Techniken, die Stephan vorführte, stand doch Aiki-Ken-Jitsu auf dem Programm.

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Diese Techniken zur Abwehr unterschiedlicher Angriffe mit dem Bokken stellten eine große Herausforderung für alle Aikidoka dar. Stephan unterrichtete eine Auswahl der von der Technischen Kommission der AUD festgelegten Formen, die Bestandteil der Prüfung auf den 4. Dan sind.

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Der Umgang mit dem Holzschwert als Nachbildung des Katana ist nicht selbstverständlich. So ließ Stephan uns zunächst das präzise Angreifen allein trainieren, dann auch mit Partner - vor allem wegen der harmonischen Distanz. Der optimale Abstand zwischen Uke und Nage wurde dann später wesentliches Element unserer Übungen.

Wie sehr Stephan detailgenau mit uns arbeiten wollte, zeigte sich bereits an hinführenden Grundtechniken ohne Waffe: z.B. Ude-osae und Irimi-nage. Kleinste Verbesserungen in der Drehung der Hände oder im Winkel zum Uke erhöhten die Wirksamkeit. Die hier geschulte Sensibilität war später sehr nötig.

Aus dem Angriff Shomen-uchi folgten nämlich Bokken-Techniken wie Koshi-nage, Sumi-otoshi, Kote-gaeshi und Kokyu-nage. Hier wurde es nicht nur schweißtreibend für unsere Körper, sondern auch anstrengend für unsere Köpfe. Viele Einzelheiten waren zu beachten, besonders bei der richtigen Grifftechnik im Übernehmen der Waffe. Manch einer witzelte: "Finger ab!" Das wäre auch wirklich passiert, hätten wir es mit der extrem scharfen Klinge des Katana zu tun gehabt.

In der Folge gab es noch Techniken, um die Bokken-Angriffe aus Yoko-men-uchi zu beantworten. Auch hier betreute Stephan die Teilnehmer in vorbildlicher Weise mit seinen hilfreichen Korrekturen. Doch gegen Ende des Sonntagstrainings zeigte sich an den Gesichtern, dass die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer fast erschöpft war.

Unser Trainingsfleiß wurde mit einem üppigen Buffet belohnt, das der ACL draußen unter dem schattenspendenden Vordach der Halle aufgebaut hatte. Auf unsere vielen Komplimente bekamen wir zur Antwort: "Wir führen nur die Standards fort, die Helga Brand gesetzt hat!" An dieser Stelle ein Dankeschön an Helga für ihre "Standards" und an Detlef mit seinen zahlreichen Helfern für die perfekte Ausrichtung des Lehrgangs.

Harald Ketzer
Aikido-Club Bergen-Enkheim e.V.